"Sesam, öffne dich" - wir enthüllen die Geheimnisse Saudi-Arabiens und Jordaniens (ASJ2302)
Die meisten von uns reisten einen Tag früher an und so blieb Zeit, die Stadt Jeddah zu entdecken. Von der klassischen arabischen Architektur ist leider nicht mehr alzuviel zu sehen, ein paar Ecken gibt es in der Altstadt doch noch. Dafür wurde die neue Corniche mit viel Liebe gestaltet. Am späten Nachmittag fand das Welcome Briefing und die Motorradübergabe statt. Zuerst wurde unsere Neugier auf die kommenden Tage auf das Neue entfacht und anschließend übernahmen wir die eigentlich neuen Motorräder, die Rathijen und Ibrahim, unseren Begleitern und Vanfahrer aus Dubai mitbrachten. Nun kann's losgehen!
Nachdem so mancher von uns den Stadtverkehr in Jeddah schon im Taxi, entweder auf der Fahrt vom Flughafen zum Hotel oder beim Erkunden der Stadt, schon erleben durfte, war unsere größte Sorge, wie wir aus der Stadt heil rauskommen. Aber es war alles halb so schlimm! die Guides hatten eine moderate Ausfahrt gefunden und der Verkehr war am Morgen bei weitem nicht so dicht. Nach einer Stunde konnten wir südlich der Stadt eine erste Pause an der südlichen Strandpromenade einlegen. Danach ging es auf der Schnellstraße nach Al Lith. Ab hier führte die Straße ins Landesinnere und innerhalb kürzester Zeit tauchten die ersten Gebirgszüge auf. beeindruckend, wie schnell sich die Landschaft änderte. Eine Bergkette nach der anderen erhob sich, jede höher als die vorhergehend. Endlich ein paar Kurven! Nach einem kurzen Besuch der Thee Ain Heritage Village kletterten wir 600 Höhenmeter! auf ca. 30 Kilometern schwungvoll nach Al Baha bis auf 2200 m hoch. In Summe 460 gelungene Kilometer am ersten Tag einer noch langen Reise!
Nachdem wir gestern die kunstvoll angelegte Straße erst im Dunklen unter die Räder nehmen konnten, beschloss der Tourguide, dass wir den heutigen Tag um ein paar Kilometer verlängern und nochmals ein Stück hinunter und wieder herauf fahren, Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, Kurve um Kurve schraubt sich Straße an der steil abfallenden Bergwand bis auf das Plateau, auf dem Al Baha liegt, hoch. Danach starteten wir den offiziellen Fahrtag nach Taif. Wenn man eines nicht mit Saudi-Arabien in Verbindung bringt, dann ist es eine unglaubliche Berglandschaft. Paralell verlaufende Gebirgsketten verlieren sich in der Ferne im Dunst, die Straße windet sich um Hügel oder folgt einfach nur dem Kammverlauf. Bei jedem Stopp ist das Grinsen in den Gesichtern breiter, auch die Einheimischen, speziell die Jugend, findet uns cool. Mit den wenigen Brocken Englisch, die sie beherrschen, versuchen sie mit uns Konversation zu betreiben. Am Nachmittag gibt es noch ein wenig Regen, doch auch dies kann uns den wunderbaren Fahrtag nicht verderben.
Trotz einem technischen defekt am Hänger legten wir los und machten uns auf den Weg nach King Abdulah Economic City, einfacher unter dem Kürzel KAEC bekannt. Was den Tag verlängert, ist die Tatsache, dass Mekka zwischen unserem Startort un dem Ziel liegt. Richtung Norden gibt es anscheinend nur einen Weg der nicht nach Mekka führt und den alle "ungläubigen und die LKWs nehmen müssen. Ab der Hälfte der Strecke ging es mit weitaus weniger Verkehr auf der alten Straße weiter. Einem Wadi folgend, der sich zu einem Tal weitet und schließlich in der Küsteneben endet, gelangen wir an die Eingangstore zu KAEC. Doch bevor wir in das Pretigeprojekt hineinfahren, besichtigen wir noch den Bahnhof des High Speed Trains, ein überaus futuristischer Bau. Dass unser Gepäck erst kurz vor dem Abendessen eintrifft (zuerst technisches Gebrechen am Hänger; später massiver Starkregen mit Sturzbächen in den Wadis), tut der guten Laune keinen Abbruch. Ist ja eine Adventure Tour!
Nach einer Erkundungstour durch KAEC machten wir uns auf den Weg ins Landesinnere. Der Plan war, abseits der Hauptverkehrswege einen Bogen durch das Bergland zu schlagen, um später wieder an die Küste zurückzukehren, wo unser heutiges Ziel Yanbu liegt. Ein paar Kilometer östlich von Masturah fahren wir in einen Wadi ein, der durchs Bergland aus Richtung Medhina kommt. Als das Navi die Abzweigung von einem Wadi in den anderen anzeigt, glaubt der Tourguide einen Fehler gemacht zu haben, denn da ist nichts. So fahren wir im falschen Wadi bis ans Ende des Asphalts.. Also umkehren. Wieder bei der angezeigten Abzweigung angelangt, hilft selbst ein "Sesam, öffne dich" nichts. Die Straße bleibt verschwunden, verschüttet von Schotter und Sand, die von einer Flut nach einem starken Gewitter durch das Wadi gespült wurden. Zurück an der Küstenebene erreichten wir bald Yanbu, eine interessante Hafenstadt mit einer langen Geschicht, wie wir im Heritage Center lernten.
Endlich aus Yanbu draußen schlugen wir die Straße Richtung Osten ein. Bereits nach ca 50 km hielten wir beim ersten Highlight des Tages, bei den Al Jabriyah Water Spring, an. Gleich war auch die Dorfjugend da und man musste uns natürlich zeigen, was man kann. Ab hier änderte sich auch die Landschaft, beidseitig begleiten Bergketten den Wadi dem wir Richtung Norden folgen. Den krönenden Abschluss des Tages bildet die Auffahrt zum Harrat View Point.
Anstelle von Kilometern gab es heute Kultur. Mit einem Bus ging es aus der Oase von Al'Ula in die Wüste nach Hegra. Heute besser bekannt als Mada'in Salih, war das antike Hegra eine von den Naabtäern gegründete Handelsmetropole, die an einer wichtigen Handelsroute errichtet wurde. In der heutigen Zeit Ist Mada'in Salih in erster Linie für die über 100 naabtäischen Felsgräber bekannt, die aus dem Ersten Jahrhundert vor und dem ersten Jahrhundert nach Christus stammen. Als Kontrastpunkt zu den aus dem Sansstein heraus gehauenen Gräbern besuchten wir Maraya. Der Name bedeutet "Spiegel" oder "Reflektion" auf arabisch und man muss da Gebäude gesehen haben, um es zu glauben. Ein Stahlrahmen wird von 9.740 m2 Spiegelfläche überzogen und hält somit den Guiness Rekord für das größte verspiegelte Gebäude der Welt. Ein spätes, aber sehr gutes Mittagessen rundete den Tag ab, bevor wir nach Sahary zurückkehrten.
Trotz vollem Programm am Vortag sind alle frisch und munter für wiederum fast 400 km nach Tabuk. Wir folgen der gut ausgebauten Straße ins Bergland. Unterschiedliches Gestein, bizarre Felsformationen und scheinbar bekannte Landschaften wechseln ab. Während in einer Ecke freigewitterte, versteinerte Vulkanschlote in den Himmel ragen, wird hinter der nächsten kurve Monument Valley sichtbar. Doch wir sind nach wie vor in Saudi-Arabien. Über eine karge, steinige Hochebene führt uns die Straße raus aus den Bergen in die Ebene von Tabuk.
Heute stand das Abenteuer Grenzübertritt nach Jordanien auf dem Programm. Aber alles der Reihe nach. Auf dem Highway verließen wir Tabuk Richtung Norden. Beim Verlassen der Stadt tauchte bereits erstmals der Stadtname Amman auf, ein Hinweis, dass wir in die richtige Richtung unterwegs waren. Doch nach ca. einer Dreiviertelstunde bogen wir nach Westen, Richtung Golf von Aqaba, ab. Berge in der Wüste, manchmal schroff, manchmal rund, wechselten mit Sandflächen ab. Der Einfluss der großen Wüste im Osten ist deutlich spürbar. Bei Haql erreichten wir das Meer und bald standen wir an der Grenze zu Jordanien. Nun war Geduld angesagt! Die Ausreise aus Saudi-Arabien ging für arabische Verhältnisse relativ rasch von statten, nach einer Stunde waren wir durch. Di e Einreise nach Jordanien ging etwas langsamer von sich, doch nach insgesamt fast drei Stunden war alles erledigt und wir konnten die letzten paar Kilometer nach Aqaba hinter uns bringen. Der erfolgreiche Grenzübertritt wurde an der Hotelbar mit einem "richtigen" Bier vom Fass gefeiert.
Heute war es fast ein Rasttag mit ein etwas Motorradfahren. Dank einem late-check-out trafen wir uns erst um 13:30 zum Briefing und kurz darauf rollten wir aus der Stadt. Den Vormittag hatte jeder individuell verbracht, aber nun waren wir wieder als Gruppe unterwegs. Der Dessert Highway brachte uns Richtung Norden und nach ca. einer Stunde verließen wir den Highway Richtung Wadi Rum. Als Markus zum Bahnhof der Hedjz Bahn einbog, stellte er mit Schrecken fest, dass dieses Highlight des Tages nicht da war. Nach einer halben Stunde rollte der Nostalgiezug in den Bahnhof, die Touristen die entstiegen, hatten einen Hauch "Lawrence von Arabien" erlebt. Dreharbeiten zu dem in den 1960ern enstandenen Film fanden ja auch hier statt. Ab Wadi Rum Village stiegen wir in Geländefahrzeuge um, die uns in unser Camp brachten.
Nach einem guten Frühstück waren wir für die Wüstenfahrt durchs Wadi Rum bereit. Bizarre Felsformationen, Canyons, Felszeichnungen und unglaubliche Landschaft begleiteten uns den ganzen Vormittag und hinerließen jede Menge Eindrücke. Nach einer kurzen Mittagspause in Wadi Rum Village machten wir uns auf den Weg nach Petra, der berühmten Felsstadt.
21.501 Schritte in Petra! Das ist kein kleiner Spaziergang! Frühzeitig um 8 Uhr brachen wir zum Visitor Center auf, um vor den Massen am Start zu sein, doch offensichtlich hatten andere die gleiche Idee. So wanderten wir zusammen mit anderen durch die enge Schlucht zu einem weiteren UNESCO Weltkulturerbe. Der Wettergott war uns gnädig und beließ die Sonne während der meisten Zeit hinter einer leichten Bewölkung, sodass alle ihren Bewegungsdrang ausleben und die idealen Fotopositionen erklettern konnten. Die von den Naabtäern angelegte, beindruckende Stätte, die später auch von den Römern besiedelt wurde, hinterliess bei allen einen tiefen Eindruck. Man kann eigentlich nicht in Worten beschreiben, welche magische Anziehungskraft (nicht nur auf Touristen) von diesem Ort ausgeht.
Irgendwie konnte man meinen, über Nacht hätte es uns in eine andere Region gebeamt: 11°C und Nebel. Die erste Stunde des Tages konnten wir nicht viel von der Landschaft entlang des Kings Highway sehen, dann wurde es aber besser und vor allem wärmer. Die Kreuzritterburg Kerak war den Besuch wert, wengleich die riesige Anlage einen intensiveren Besuch wert gewesen wäre. Nach kurzer Mittagspause ging es weiter durch einen Landschaftlich beeindruckenden Wadi bis runter ans Tote Meer. 421m unter dem Meeresspiegel brausten wir Richtung Norden, um am Strand unseres Hotels im Toten Meer zu treiben. Eine Schlammbehandlung durfte natürlich nicht fehlen!
Für eine Adventure -Tour braucht es auch ein richtiges Abenteuer! Nach einem gemütlichen Start durch das landwirtschaftlich gut genutzte Tal des Jordans folgten wir einen sich zwischen den Hügeln dahinschlängelnden Wadi. Über einen Rücken gelangten wir ins nächste Tal und über eie Kleine Starße ging es wieder talwärts. Die Straße, die das Navi nun anzeigte war eine Schotterstraße, der Tourguide beschloss diese zu umfahren - mit dem Ergebnis siehe unten. Doch damit nicht genug! Tausende von kleinen Straßen überziehen die Hügel, Fehler möglich. Letztendlich gelangten wir trotzdem nach Jerasa. Die Überreste der von den Römern erbauten Stadt sind überwältigend! Die Weiterfahrt zum Hotel entwickelte sich zu einer kleinen Odysee mit Landung im Nirgendwo - danke Vili für die Hilfe beim Finden des Hotels!
Vierzehn Tage sind vorbei und nach ca 3.500 km sind wir am Ende unsere Reise in Madaba angelangt. Der letzte Fahrtag führte uns nördlich von Amman Richtung Osten. ein letztes Mal fuhren wir durch karge Wüstenlandschaft, ewig dehnt sich die Weite der Steinwüste.Nach ca. drei Stunden Fahrzeit erreichten wir Al-Azraq, bekannt durch die Überreste einer Kreuzritterfestung. Nun ging es wieder Richtung Amman. Von den zahlreichen Wüstenschlössern Jordaniens befinden sich zwei direkt an der Straße und luden zu einem Stopp ein. Qasr Amra, das "kleine Schlösschen" begeistert mit Fresken aus dem 6 Jh., währen etwas weiter Qasr al Kharanehals monumentales Bauwerk auf sich aufmerksam macht. Am späten Nachmittag erreichen wir schließlich unser Ziel, Madaba.
Es war eine spezielle Tour, Edelweiss versucht als erster eine Reise auf Motorrädern durch das (noch) unbekannte Saudi-Arabien mit einer Fahrt durch Jordanien zu verbinden. Es freut mich ungemein, dass ich dabei euer Guide sein konnte und ihr Spaß und Freude daran hattet, dieses Unbekannte mit mir zu entdecken. Eine geballte Ladung an Kultur, gepaart mit unvergesslichen Eindrücken von Land und Leute, die endlose Weite der Wüste, und vieles mehr machen diese Reise zu dem, was sie ist: ein Abenteuer. Danke auch für eure Rückmeldung, sie werden mir helfen die Tour noch besser zu machen. Wir freuen uns, dass wir diese Tour zu einem Erlebnis der besonderen Art für euch machen konnten! Eure drei Musketiere Markus, Ibrahim und Rajith